Unsere Glocken

Das jetzige Geläut der St. Petri Kirche in Gröna umfasst nur noch zwei Glocken,  ursprünglich waren es drei. Die Geschichte dazu wurde  von Friedrich Winfrid Schubart im Jahre 1896 in seinem Buch  „Die Glocken im Herzogtum Anhalt“  beschrieben.

Die große Glocke

Sie hat ein Durchmesser von 125cm und schlägt ein schönes volles „f“ an. Auf der Glocke befindet sich ein Schriftband in Spiegelschrift mit folgendem Wortlaut:  „Dum resono Criste benedictus sit locus iste, Amen“ (Wenn ich ertöne Herre Christ, gib dass der Ort gesegnet ist. Amen.). Die Schreibweise, die an Kursivschrift erinnert sowie am Schluss das Amen, lässt auf eine sehr frühe Entstehungszeit schließen. Es ist anzunehmen, dass diese Glocke im Ausgang des 12. Jahrhunderts gegossen wurde.

Die mittlere Glocke

Die zweite Glocke hat ein Durchmesser von 118cm und klingt in „b“. Auch hier ziert ein umlaufender breiter Schriftband mit einem Kranz von 13 bildlichen Darstellungen den Hals der Glocke. Form und Größe der Bilder wechseln, acht befinden sich ebenso auf der Glocke zu Görzig und auf dem Tragaltar der Merseburger Bischöfe.

Eine Darstellung auf der Glocke zeigt ein Reitersiegel. Es wird ein Reiter mit gezogenem Schwert auf einem Pferd dargestellt. Links oben neben dem Reiter stehen die Buchstaben TAO. Es könnten laut Schubart die Anfangsbuchstaben des Theodericus von Pole sein, dem vermutlichen Stifter der Glocke, der urkundlich zwischen 1212 und 1224 erwähnt wurde. Ein weiteres Bild auf der Glocke zeigt das v. Struzsche Wappen (ein herzförmiges Bild mit 2 sich zugewandten Straussvögeln, die Wappentiere derer von Struz ).

Anmerkung:

Die Familie von Struze ( Strauß) hatte zum Stammsitz das Schloss Pole oder Pfuhle, an das noch der zwischen Gröna und Kustrena  gelegene Pfuhlsche Busch erinnert. Die Herren von Struze auf Pole werden urkundlich genannt von 1162-1290. 1162 wird mit Heinrich Struz, einem Gefolgsmann Albrecht des Bären, erstmals ein Vertreter des Adelsgeschlechts genannt.  Im 14. Jhd. verschwanden die Struze aus unserer Gegend. Im Bernburger Salbuch von 1641 ist dann nur noch von einem wüsten Schloss die Rede. Die Überreste der mittelalterlichen Burg Pfuhle liegen noch im Pfuhlschen Busch und eine Gedenktafel erinnert daran.

Die große und die mittlere Glocke entgingen auf Grund ihres hohen Alters und ihres historisch und künstlerischen Wertes in beiden Weltkriegen der Beschlagnahme. Für den 2. Weltkrieg liegt ein Bescheid vor, dass beide Glocken in die Wertgruppe D (Glocken von überragendem geschichtlichem und künstlerischem Wert)eingestuft wurden.

Die kleine Glocke

Herr Schubart schreibt in seinem Buch, dass die dritte kleinere Glocke, von unbekanntem Gießer, eine Treppe tiefer als die anderen, in einem Schalloch hängt. Sie hat ein Durchmesser von 45cm und um den Hals die Inschrift:

DIE GEMEINDE ZU GRENA HAT MICH GIESSEN LASSEN Ao 1666

Ende des 19. Jahrhunderts konnte die kleine Glocke wegen eines längeren Risses nicht mehr geläutet werden. Im Jahr 1898 schafft die Kirchengemeinde eine neue kleine Glocke an. Die alte Glocke gab man zum Einschmelzen. Die neue kleine Glocke fiel im ersten Weltkrieg der Beschlagnahme zum Opfer. Da sie zum Ende des Krieges noch nicht eingeschmolzen war, konnte sie von der Kirchengemeinde zurückgekauft werden und wieder ihren Platz auf dem Kirchturm einnehmen. Leider konnte sie ihren Dienst nicht mehr lange leisten. Ihr Läuten verstummte im April 1942 (Quittung vom 21.4.1942).